Testberichte

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Test: Neuer Käfer

Pluspunkte

  • Verbesserte Technik (Lenkrad, Wischer/Wascher, Türschlösser, Tankverschluß, Verankerung der Rücksitzbank)
  • Verbesserte Innengeräuschdämpfung, Ablage- und Dämpfungsplatte auf hinterem Gepäckraum, verbesserte elastische Lagerung Karosserie/Hinterachse, Dämpfungsmaterial auf hinteren Radkästen
  • Endlich wirksamere Maßnahmen gegen hohen Kraftstoffverbrauch (Änderungen am Zündverteiler, Vorwärmung im Ansaugbereich)
  • Detailverbesserungen: Motorraum besser Belüftet mit vermehrten Luftschlitzen, Schlingerblech im Tank gegen Schwappgeräusche, Heckraumentlüftung mit Rückschlagsicherung gegen Wasser und Zugluft, abgeänderters Bordwerkzeug
  • VW 1302 gegenüber VW 1300: größerer Gepäckraum vorn, bessere Federung, beträchtlich bessere Straßenlage, engerer Wendekreis
  • VW 1302 S gegenüber VW 1302: mehr Temperament für sicheres Überholen, höhere Spitze, kräftigeres Durchhalten der Geschwindigkeit an Steigungen
  • Käfer-Vorteile allgemein: Sehr gute Verarbeitung (Fertigungskontrolle, Materialprüfung); sehr gut organisierter Service, fortschrittliche Service-Technik; zuverlässig berechenbare Betriebskosten, relativ billige Teile und Arbeiten bei Unfallschäden; gute Qualitäten für lange Betriebszeit in erster Hand (keine Klapperneigung, sehr gute Lackierung), konkurrenzlos geringer Gebrauchtwagen-Wertverlust; zuverlässiges Anfahren auf Glätte und im Gelände auch ohne M+S-Reifen; geringer Reifenverschleiß; für lange Leute besonders günstiger Sitzraum vorn (Beinfreiheit, Kopfhöhe); Karosserieform ohne Kanten günstig für Wagenpflege (besonders Schnellwaschanlagen!); Sorgfalt in Detailgestaltung (Sitzform u. a.) Normalkraftstoff

Minuspunkte

  • Verbesserungen und Weiterentwicklung mit Verteuerungen verbunden: In einem Jahr um 445 DM
  • Verteuernde Extras zum Teil für Sicherheit ratsam (gepolsteretes Armaturenbrett, Scheibenbremsen vorn, Gürtelreifen u.a.)
  • Motor 1300 ccm/44 PS (Normalausrüstung VW 1300 und 1302): Meist gekauft und meist empfehelnswert, aber trotz Verbesserungen (kein Klingeln mehr, sparsamer) recht temperamentlos, angepaßtes Verhalten des Fahrers vor allem beim Überholen nötig
  • VW 1302 S: Höhere Steuer, höhere Versicherung und um ca. 1 Liter höherer Verbrauch nicht im rechten Verhältnis zur Mehrleistung, auch Leistungs/Kostenvergleich zur Konkurrenz ungünstig
  • Bekannte Käfer-Nachteile: Schlechte Übersichtlichkeit, knappe Ellenbogenfreihet vorn, knapper Einstieg durch schmale Tür, besonders nach hinten hohe Gürtellinie, Sicherheitsgurte ratsam (hohes Stahlarmaturenbrett dicht vor den Insassen), Fußraum vorn durch Radkästen eingeschränkt, hinten knappe Kniefreiheit, im Bug trotz 1302-Vergrößerung wenig Gepäckraum, Lademöglichkeit eingeschränkt durch hohe Stufe und Ladehöhe, hinter der Rücksitzlehne schwer zugänglicher schmaler Abladeraum, bei vorgeklappter Rücksitzlehne Laderaum nicht gegen Sicht von außen abgeschlossen (Diebstahlgefahr)
  • Service örtlich z. T. überfordert (Anmeldefristen)
  • Nach wie vor belästigendes Motorgeräusch nach außen vor allem in Leerlauf (Nacht- und Frühstart in Wohngegenden)

Neu ist das Lenkrad, sicherheitsfördernd mit Prallfläche und Prallkorb, der auch seitlichem Druck nachgibt. Mit seinen vier Speichen griffgerecht; es sieht auch nicht plump aus. Schon beim 1302 Vormodell hat sich durch die vorderen Federbeine der vergrößerte Gepäckraum ergeben - etwa das halbe Fassungsvermögen des Kadett-Gepäckraums. Dazu beim Käfer Ablage hinter der Rücksitzlehne.

Form

Als man aus dem Käfer einen Nicht-Käfer machte, wurde der VW 1600 daraus. Er hat den Käfer nicht gekillt. Porsche knobelt für Wolfsburg an einem ganz neuen Wagen herum, dessen Unterflur-Mittelmotor das Heckmotorkonzept ersetzen soll. Aber eine originelle Kontstruktion wiegt nicht auf, was am Käfer so vielen Leuten so viel bedeutet.
Gar so dumm sind sie nicht, diese vielen Leute, denn diese alte Schachtel hat einige unvergängliche Pluspunkte und tanrt ihre Minuspunkte nicht. Sie ist aerodynamisch besser als manche neuere, ihre Rundlichkeit ergibt natürliche Stabilität gegen Verwindung und Verformung. Für Knautschzonen vorn und hinten und für Dachfestigkeit bei Überschlag bot sie - zum Glück für Wolfsburg in den USA - von vornherein gute Voraussetzungen, und die einfachen Kotflügel sind bei Karambolagen recht billige Knautschteile, ersparen teueres Blech. Die Fensterflächen wurden in mehreren Entwicklungsstufen vergrößert, jetzt erneut das Rückfenster. Geblieben ist die hohe Gürtellinie, aber gerade Anfänger haben eine Scheu davor, mit sichtbaren Teilen nahe z. B. an Parknachbarn heranzufahren, da hat paradoxerweise die Unübersichtlichkeit des Käfers sogar einen positiven Effekt - womit sie durchaus nicht im Prinzip entschuldigt ist.
Nimmt man dazu im Zeitalter automatischer Schnellwaschanlagen noch den Vorteil, daß der Käfer kaum Kanten hat, an denen die rotierenden Bürsten den Lack abschleifen, so ist ihm in mancher Beziehung tatsächlich die Vorkriegs-Stromlinienform als Vorteil anzurechnen, und keine Änderung hat ihn stilistisch verfälscht - Käfer blieb Käfer, vertrauenerweckend. Es wäre nicht gutgegangen, beispielsweise die ungewöhnlich hohe Dachwölbung herunterzudrücken. Die Vergrößerung des Rückfensters fällt nur im unmittelbaren Vergleich auf, um so mehr die Vermehrung der Schlitze in der (auch in der Form etwas geänderten) Motorhaube, vier statt zwei Reihen, kein Wasserablaufblech mehr darunter.

Raum

Das Nebeneinander positiver und negativer Eigenarten des Jäfers wird auch hier deutlich. Im Verhältnis zur Wagenlänge ist der Innenraum kurz: Sehr knapper Knieraum vor dem Rücksitz! Doch keine Tricks mit kurzen Sitzflächen, gute Auflage auch für lange Oberschenkel. Die extrem hohe Dachwölbung ermöglicht hohe Vordersitze, ein langbeiniger Fahrer muß seinen Sitz nicht weit zurückschieben, um auf bequemen Abstand zu den Pedalen zu kommen, und der Kopfraum vorn reicht für Sitzriesen, besser als in der gesamten Konkurrenz. Über der Rücksitzbank ist durch das Buckelheck der Kopfraum hinten nicht knapper als bei den jüngeren Konkurrenten, es kommt auch dem Luftraum im Wagen zugute - ein oft vergessener Komfort-Pluspunkt.
Die Karosserie ist nach alter Art vorn schmal, Breite wird an die Trittbretter verschenkt, die Ellenbogenbreite ist vorn knapp. Aber als Raumnachteil empfindet man eher den durch die Radkästen beengten vorderen Fußraum; die Pedale sind zur Wagenmitte hin versetzt. Hinten reichlich Ellenbogenraum, breite Bank.

Vorn knapper Ellenbogenraum, aber Sitze in Form, Maßen und Polsterung lobenswert. Für lange Leute unbequemer Einstieg (knapper Abstand Türpfosten-Sitz), aber reichlich Bein- und Kopfraum. Hinten reichlich Ellenbogenraum, Rücksitzbank reichlich bemessen und gut gepolstert, sehr knapp jedoch der Raum für die Knie. Neu: Abdeckplatte für den Raum hinter der Rücksitzlehne. Rücksitzlehne wie bisher als Gepäckfläche vorklappbar, die Abdeckplatte ist an der Lehne befestigt und legt sich an. Viel Gepäckraum für zwei. Gepäck allerdings durch die Fenster sichtbar.

Gepäck

Unter der Vorderhaube des 1302/1302 S gegenüber 1200-1300 etwa verdoppelter Gepäckraum, aber doch nur das halbe Volumen des Kadett-Gepäckraums, mit hoher Stufe und wenig Ladehöhe. Der Ablageraum hinter der Rücksitzlehne ist geräumiger als er aussieht, jedoch schmal und zudem schlecht erreichbar. Voklappen der Rücksitzlehne ergibt reichlich Laderaum mit strapazierbarer Fläche, aber beim Stauen von vorn her braucht man einige Akrobatik, ud das Gepäck ist sichtbar, provozierend für Diebe.
Geräumiger Handschuhkasten, für 7 DM Aufpreis mit Schloß, das zugleich den vorderen Gepäckraum sichert, dessen Entriegelungshebel im Handschuhkasten liegt. In der L-Ausstattung ist das Schloß enthalten. Tasche in der linken Tür, bei L-Ausstattungen auch in der rechten.
Dachgepäckträger darf mit 50 kg belastet werden. Für die Straßenlage ist er ungünstig, weil hoch über der Dachwölbung, zudem reagiert der hecklastige Wagen auf die Schwerpunktveränderung besonders empfindlich (mehr noch aber auf Heckgepäckträger): unbedingt zunächst Innenraum voll ausnutzen, schwerste Last möglichts vorn.

Anhänger

Für alle Käfer gleiche Anhängelasten: Ungebremster Anhänger bis 400 kg, gebremster Anhänger bis 650 kg.
Der Käfer ist ein solides Schleppfahrzeug, durch Heckmotor plus Deichsellast besonders gut belastete Antriebsräder, auch die Größe der Räder günstig fürs Anfahren auf matschigen Campingplätzen und an starken Steigungen und rutschiger Fahrbahn. Gebremster Anhänger selbstverständlich empfehlenswert, der ungebremste Anhänger kann beim übersteuernden Wagen in Grenzlagen unangenehm nachschieben.

Einsteigen/Aussteigen

Da ist der Käfer unbequem: Schmale Tür, wegen der Radkästen sehr wenig Abstand zwischen Türpfosten und Sitz vorn, auch Durchstieg nach hinten knapp. Wer im Alltag häufig ein- und aussteigen muß, wird die hohen Sitze und die recht hohen Türen und den reichlichen Abstand zwischen Lenkrad und Sitz gegenüber niedrigeren Wagen erfreulich finden, aber häufiges Ein- und Aussteigen im Alltag erfordert doch unbequeme Beinarbeit. Auch steckt man zu leicht den Schlüssel falsch herum ins Schloß ohne es gleich zu merken, die Schlüsselform sollte dem noch besser vorbeugen. Zwei Schlüssel: Türen und Zündung, Motorraumschloß kostet 9 DM Aufpreis.
Außen Druckknöpfe, innen gut angelegte Fingerzugklinken, Türverriegelung durch die üblichen Stifte am Fensterrand. Vorklapp-Arretierung hoch an der Seite der Vordersitzlehnen tadellos im Griff.

Bedienung

Hier ist der Käfer vorbildlich: Zuverlässigger Kaltstart auch bei tiefsten Temperaturen (besonderer Ehrgeiz des Werks!), bei viel Strombedarf im Winter lohnen dennoch die 15 DM Aufpreis für die Kraftreserven der 45 Ah-Batterie. Präzise Getriebebeschaltung, Hebel griffgerecht, Handbremse zwischen den Sitzen, keine verwechselbaren Schalter, gut geformtes neues Lenkrad, Scheibenwischer und Scheibenwascher (pneumatisch, Luftdruckreserve durch Anschluß ans Reserverad) jetzt mit Fingerhebel ohne Loslassen des Lenkrads zu betätigen, auch bei Haizungs- und Lüftungsbetätigung und Zusatzschaltern (Nebellampen, Radio etc.) keine Probleme, Kupplungs- und Bremspedalkraft gut abgestimmt.
Für 495 DM Aufpreis Getriebe-Halbautomatik: Kein Kuppeln, weniger Schalten (Flüssigkeitskupplung / Drehmomentwandler, drei Gänge, Anfahren normalerweise im zweiten Gang, praktisch nur Gangwechsel zwischen II und III). Angenehm in Stadt und Kolonne, aber nicht populör geworden, Käfer-Käufer scheuen den Mehrpreis, und es ist eben doch keine Vollautomatik, zudem recht schwergängig.

Ausstattung/Ausrüstung

Wer die Preisliste studiert, kommt ins Grübeln. Das scheinbar simple Käfer-Angebot entpuppt sich als eine Schachtelung von Versionen. 1302 und 1302 S sind das gleiche Auto mit verschiedenen Motoren, 1300 ccm/44 PS beim 1302, 1600 ccm/50 PS beim 1302 S, aber man kann den 1302 (wie auch den VW 1300) für 100 DM Minder-preis auch mit der 100 ccm/34PS-Maschine des VW 1200 haben, der seinerseits gegen 100 DM Aufpreis auch mit dem 1300 ccm/44 PS-Motor lieferbar ist und in diesem Fall auch die Ausgleichsfeder hinten hat, die sein Fahrwerk nachteilig vom VW 1300 unterscheidet.
Neu ist die Abdeckplatte hinter der Rücksitzlehne; beim Vorklappen der Lehne legt sie sich unsichtbar an. Sie ist praktisch als Ablage und trägt auch zur Innengeräuschdämpfung bei.
Der Mehrpreis des VW 1302 S gegenüber dem 1302 erscheint mit 200 DM nur für geänderte Motordimensionen aös überhoch, wenn man nicht weiß, daß beim 1302 S die Scheibenbremsen vorn serienmäßig sind, die man beim 1302 mit 154 DM Aufpreis bezahle muß.
Man spart mit den 1200 ccm/34 PS gegenüber 1300 ccm/44 PS an Steuer und Versicherung keine 5 DM im Monat, am Kraftstoffverbrauch etwa einen halben Liter auf 100 km, dafür muß man das beträchtlich geringere Temperament der Maschine in Kauf nehmen, vernünftigerweise halten sich fast alle Käufer bei VW 1300 und 1302 an die vom Werk normal vorgesehene 1300 ccm/44 PS-Maschine.
Viel mehr Kopfzerbrechen kann die Wahl von Extras machen, denn sie können den Käfer-Kauf enorm verteuern. Auch wenn man sich ganz sachlich an Sicherheits-überlegungen hält. Lassen wir die Scheibenbremsen beim 1302 weg (die Wirkung der Trommelbremsen ist tadellos, sie sind nur etwas bissiger beim Anbremsen auf Glätte und nicht ganz so standfest bei starker Dauerbeanspruchung, etwa an Alpenpässe), so kommt trotzdem eine ganze Latte sicherheitsfördernder Dinge zusammen: Gurte vorn ca. 80 DM, heizbare Heckscheibe (gerade beim Käfer wichtig) 59 DM Armaturenbrett-Polsterung 32 DM, Gürtelreifen 148 DM, Radio (Straßenzustands- und Verkehrswarnungen!) bei Einbau ab Werk 230 DM - dazu etwa noch Verbundglasscheibe (zerfällt nicht in Krümel, allerdings wegen Bruchkanten ratsam nur bei angelegten Sicherheitsgurten) 60 DM, Zweikreis-Bremskontrolleuchte (nur in Verbindung mit dem gepolsterten Armaturenbrett) 12 DM; da bekommt man seinen 7500 DM-Käfer schnell zusammen. Zumal viele Fahrer außer der automatischen Heckraumentlüftung das Schiebedach schätzen (295 DM) - mit Recht, denn es lüftet den Wagen besser aus als alles andere. Sparen würden wir uns angesichts der automatischen Heckraumentlüftung allerdings unbedingt die ausstellbaren hinteren Seitenfenster, die 105 DM Aufpreis kosten.
Ehe man Einzelextras addiert, muß man die Gegenrechnung mit dem L-Paket aufmachen (214 DM). Es enthält zum Teil Extras, die man einzeln kaufen kann: Rückfahrleuchten, Gummileisten auf den Stoßstangen, zweistufiges Entlüftungsgebläse, Armaturenbrettpolsterung, Zweikreisbremskontrolleuchte, Handschuh-kasten abschließbar, Innenspiegel abblendbar; der L-Ausstattung vorbehalten sind Teppichboden, Türtasche rechts, Spiegel in der Beifahrer-Sonnenblende, zweiter Aschenbecher im Fond (bis auf den Teppich natürlich auch als Einzeleinbau möglich), jedenfalls ist der Sammelpreis günstig, wenn man ohnehin Einzelextras zusammenzählt. Und das ist noch nicht alles: Es gibt Benzin-Stand-heizung für 378 DM, ratsam dazu die Einschalt-Zeituhr für 22 DM (da steigt man zur gewünschten Zeit in den durhchgeheizten und auch bei Vereisung schon abgetauten Wagen), und es gibt auch Kopfstützensitze für 45 DM, Kunstleder- statt Stoffsitze für 44 DM, und - verockend billig, aber schwer auszubessern - Lackierung in Metallic-Farben für 130 DM Aufpreis. Wer viel im Gelände oder bei sehr schwierigen Winterverhältnissen fährt, ist auch mit dem Sperrdifferential für 465 DM gut dran (beim Durchrutschen eines Hinterrades bleibt die Antriebkraft auf dem anderen erhalten), aber wer kauft schon einen 9000 DM-Käfer ?
Diese Aufpreis-Schachtelung läuft auf eine Tarnung des wahren Kaufpreises hinaus, Spezialisierungsmöglichkeit für bestimmte Ansprüche ist keine Entschuldigung, die Standardausrüstung müßte reichhaltiger sein.

Motoren

Der 1300 ccm/44 PS-Motor neigt nicht mehr zum Klingeln, folgt aus niedrigen Drehzahlen präziser dem Gas und ist auf seine schlappe Weise eine sehr brave Maschine, nur muß man sich in der Fahrtechnik auf das fehlende Temperament und den Leistungsabfall im oberen Drehzahlbereich einstellen - mit etwas Anlauf überholen, an Steigungen das Abfallen der Geschwindigkeit einkalkulieren, etwa wie beim Mercedes Diesel. Dementsprechend ist je nach Fahrer der Verbrauch unterschiedlich. Wer mit dem Käfer ruhig seiner Wege zieht, kommt mit 8,5 l/100 km aus, etwas Ungeduld im Gaspedal bringt 10 l, etwa 10,5 l muß man bei Betriebskostenrechungen vorsichtshalber kalkulieren, vor allem auch wegen des natürlich ansteigenden Verbauchs im Kurzstreckenverkehr und in der kalten Jahreszeit, Jahresdurchschnitt von mehr als 11 l darf nur bei fast überwiegendem Kurzstreckenverkehr vorkommen. Der Wärmehaushalt der Maschine ist entschieden verbessert worden, Maßnahmen zur Abgasentgiftung kommen bei ihr auch der Sparsamkeit zugute.
Der Motor 1200 ccm/34 PS, den man auf Wunsch auch im VW 1300 und 1302 bekommen kann, setzt wirklich Bescheidenheit in den Leistungsansprüchen voraus; er braucht fast ein Drittel mehr Zeit (ca. 28 statt 20 sec.), um von 0 auf 100 km/h zu kommen, die Spitze liegt wenig über 110 km/h. Tritt man ungeduldig aufs Gas, so entspricht der Verbrauch praktisch dem 1300 ccm/44 PS-Motor, bei ruhiger Fahrweise kann man 0,5 oder sogar 1 l sparen. Für die Gesamtbetriebskosten macht es nicht sehr viel aus, und wer beim Käfer-Kauf jede Mark herumdrehen muß, sollte von vornherein 900 DM oder sogar 1100 DM sparen, indem er statt dem VW 1300 oder 1302 mit der kleineren Maschine den VW 1200 kauft, den er mit einigen Extras auch noch gut aufrüsten kann, ohne an den Preis des VW 1300 heranzukommen. Wir würden eher erwägen, den 1200 mit der 1300-Maschine zu kaufen als umgekehrt.
Die 1600 ccm/50 PS-Maschine des VW 1302 S bringt einen Beschleunigungsgewinn von ca. 5 sec von 0 auf 100 km/h und 10 km/h mehr Spitze als die Maschine 1300 ccm/44 PS; zu den höheren Betriebskosten siehe unsere Tabelle. Vor allem auf Fernreisen ist die stärkere Maschine angenehm, aber sie macht den Käfer in den Fahrleistungen doch nicht wirklich stark und schnell, die Anforderungen an angepaßte Fahrweise sind kaum geringer als beim VW 1300/44 PS.

Federung/Straßenlage

Federbeine vorn und Schräglenker/Doppelgelenkachse hinten sind lobenswert moderne Konstruktionselemente, gegenüber dem älteren Fahrwerk (Torsionsfedern/Pendelachse) mehr Komfort, bessere Anpassung bei unterschiedlicher Belastung, besserer Ausgleich der Hecklastigkeit, zudem engerer Wendekreis.
Die Federung spricht sehr gut an, ausreichend Federweg und gute Stoßdämpfung, kein Nicken, auch gute Abstützung gegen Kurvenneigung; für optimale Ausrüstung dennoch empfehlenswert verstärkte Stoßdämpfer (nicht in der Preisliste, aber Händler wissen Bescheid) hinten, 45 DM. Die Straßenlage des Käfers ist beim 1302/1302 S-Fahrwerk nun einwandfrei. Selbstverständlich bricht der Heckmotorwagen bei Überforderung in der Kurve eher mit dem Heck aus als daß er die eingeschlagenen Vorderräder überschiebt (das kann nur passieren bei scharfem Anfahren auf Glätte, vor allem mit wenig belastetem Wagen), aber dies Übersteuern ergibt bei 1302/1302 S ein kurvenfreudiges, dabei stets gefühlsicheres Fahrverhalten, auch die Seitenwindempfindlichkeit ist geringer - und besser ausgleichbar - als beim alten Käfer-Fahrwerk. Deshalb lohnt der Mehrpreis des VW 1302 gegenüber dem 1300.

Reifen

Normalreifen im alten Superballonformat 5,60-15, für durchschnittlichen Fahrbetrieb vollkommen ausreichend, besonders billiger Ersatz vielfach im Handel. Aber der Mehrpreis für Gürtelreifen macht sich doch voll bezahlt, denn man kann im Voranschlag bei Normalreifen mit 25 000 km Laufstrecke rechnen, bei Gürtelreifen aber mit 35 000 km. Der Rollwiderstand ist bei Gürtelreifen etwas geringer, vor allem bei scharfer Fahrweise spart man Kraftstoff, der Wagen ist auch etwas schneller. Die Reifenfederung ist bei Gürtelreifen besser als bei Normalreifen, ebenso die Spursicherheit bei scharfem Kurvenfahren. Kein Aufpreisunterschied zwischen Textil- und Stahlgürtelreifen. Die Textilgürtelreifen laufen auf rauher Fahrbahn etwas weicher ab, die Lebensdauer bei Stahlgürtelreifen ist etwas länger. Unterschiede beim Einfluß auf die Fahreigenschaften sind gering, Stahlgürtelreifen mit einem kleinen Plus für die Straßenlage, Textilgürtelreifen für den Komfort.

Lüftung/Heizung

Automatische Heckraumentlüftung schon seit dem Vorjahr, jetzt noch verbessert durch Rückschlagsicherungen gegen Feuchtigkeit und Zugluft, mit der Frontraumbelüftung (Schlitze) recht gute Innenbelüftung auch bei geschlossenen Fenstern. Größere Luftdüsen vorn in üblicher Anordnung wären aber zumindest gefühlsmäßig wirksamer und leichter zu bedienen. Nicht mehr sinnvoll wäre der Kauf von ausstellbaren hinteren Seitenfenstern (105 DM), doch lohnt unbedingt das Frischluftgebläse (49 DM, im L-Paket enthalten); Luftstrom auch bei langsamer Fahrt.
Die Heizwirkung schwankt mit Motorbelastung und Drehzahl, erheblich ungleichmäßiger als bei wassergekühlten Wagen. Die benzinelektrische Zusatzheizung für 378 DM ist bei Dauerbetrieb reichlich warm und kostet Benzin (mindestens 0,5 l, bei häufigem Einschalten 1 bis 1,5 l). Bei durchgewärmter Maschine ist die Normalheizung aber vollkommen ausreichend; lästig ist die Abkühlung am ehesten bei längerer langsamer Fahrt z. B. auf Glatteis. Im Kurzstreckenverkehr heizt sie schnell durch, kühlt aber auch schnell wieder aus.

Geräusche

Nach außen rasselt der VW auf seine bekannte Art, für die Umwelt störend vor allem im Leerlauf und beim Beschleunigen zu Zeiten, in denen die meisten Leute schlafen. Nach innen ist die Geräuschdämpfung erneut verbessert worden, auch gegen die unterschwelligen Geräusche von Hinterachse und Kraftübertragung her.
Die Laufeigenschaften des Motors sind eine VW-Besonderheit, die viel zum Erfolg beigetragen hat; die Maschine scheint sich nie anzustrengen, sie läuft turbinenmäßig vibrationsfrei, und es kommt immer wieder mal vor, daß ein Fahrer nicht merkt, daß er im Dritten statt im Vierten fährt (bei der Automatik im Zweiten statt im Dritten), der Klang macht es nicht deutlich.
Wirklich leise ist der VW im Innenraum durchaus nicht, aber das Geräuschbild ist nicht belästigend. Auch gibt es kein Dröhnen vom Triebwerk oder vom Ablauf der Reifen auf rauher Fahrbahn her und der Käfer ist vorbildlich klapperfrei.

Sicherheit

Der Käfer wird für absehbare Zeit allen behördlichen Sicherheitsanforderungen auch in den USA gerecht, insbesondere hinsichtlich Knautschzone, Überschlagsicherheit, Flankenschutz etc. Kürzliche Vorwürfe Rals Naders in den USA beziehen sich noch auf ältere Ausführungen, erneut sind jetzt die Türschlösser und die Nachgiebigkeit des Lenkrads verbessert worden.
Sicherheits-Minus des Käfers in seiner Größenklasse ist ausschließlich das hohe Armaturenbrett und die Windschutzscheibe dicht vor den Insassen, jedoch verringert der geringe Abstand die Anprallgeschwindigkeit. Wir raten zum Kauf der Armaturenbrettpolsterung (wenngleich sie mehr psychologisch als objektiv sicherheitsfördernd wirkt), und mit Sicherheitsgurten und Kopfstützen ist der Käfer unzweifelhaft eines der sichersten Autos seiner Klasse.
Der vornliegende Tank ist bei Aufprall im Prinzip gefährlich, aber Tank und Stutzen halten sehr starke Verformungen ohne Bruch aus, neuerliche Verbesserung ist der Schraubverschluß des Tanks.
Die Themen Wartung, Ersatzteile etc. besprechen wir bei diesem Test nicht, da die wesentlichen Neuerungen im Diagnose-System, siehe Seite 22.

mot-Gesamturteil

Mängel der Vorjahresserie 1302/1302 S sind ausgebügelt, Neuerungen bewerten wir positiv. Die starke Preiserhöhung in nur einem Jahr und zahlreiche verteuernde Extras entsprechen jedoch nicht dem volkstümlichen Bild vom Käferkauf aus Sparsamkeit. Die Rechnung stimmt aber doch, wenn man den Wagen lange behält (Fiats wechseln doppelt so oft den Besitzer wie VW!). Der Entschluß zum Käfer wird durch die Weiterentwicklungen erleichtert.

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